Videodaten sinnvoll sichern

Kompakte System- und Spiegelreflexkameras haben den Camcordern längst ihre elitäre Position entrissen, Videos aufzeichnen zu können. Die Filmfunktion gehört selbst bei Smartphones inzwischen zur Basisausstattung – es verwundert also nicht, dass die Begeisterung für Videos stetig steigt. Gepusht wird dies natürlich auch durch Kanäle wie beispielsweise Instagram, die dem Bewegtbild verstärkt eine Plattform bieten. Ob nun Clip oder ein umfangreicheres Filmprojekt, das Datenaufkommen ist beim Bewegtbild um ein Vielfaches höher als bei einem Einzelbild. Außer Frage steht, dass man sich mit der Datensicherung natürlich auseinandersetzen muss, um dem immer drohenden Datenverlust entgegenzuwirken.

In Abhängigkeit von der Länge und der Videoqualität entstehen – verglichen mit der digitalen Fotografie – große Datenmengen. Auch wenn Videos aus einer bestimmten Anzahl von Einzelbildern bestehen, so lassen sie sich nicht mit Papierabzügen, die bei Fotos als sicherstes Speichermedium gelten, in adäquatem Maße sichern. Weiterhin bliebe bei dieser Methode die Sicherung der Tonspur außer Acht.

Die gewissenhafte Datensicherung eigener Videos sollte in regelmäßigen Abständen vorgenommen werden. Die Gründe für einen Datenverlust können ebenso vielschichtig sein wie die vermeintlichen Ausreden, sich nicht mit der Datensicherung beschäftigen zu müssen. Fakt ist, dass es mehr als ärgerlich ist, wenn Videodaten unwiederbringlich verlorengehen. Dies trifft für einen Videoclip ebenso wie für einzelne Filmsequenzen eines Videoprojektes oder einem finalen Film.

Der perfekte Zeitpunkt für eine Datensicherung ist aus unserer Sicht beispielsweise genau dann, wenn man ein Videoprojekt abgeschlossen hat. Im Regelfall hat man eine Sequenz oder gar einen kompletten Film geschnitten, vertont, mit Effekten versehen, betitelt und als Endprodukt in einer Datei auf der Festplatte des Rechners gespeichert sowie auf ein Wiedergabemedium wie DVD oder Blu-Ray ausgegeben. Ist das Videoprojekt abgeschlossen kann das umfangreiche Rohmaterial theoretisch gelöscht werden, wodurch sich die Datenmenge zur Sicherung deutlich reduziert. Es kann natürlich auch sein, dass man das Rohmaterial noch für andere Projekte verwenden möchte. In diesem Fall gilt es natürlich, eine umfassende Sicherung vorzunehmen, die entsprechend viel Speicherkapazität benötigt.

Wir empfehlen, eine doppelte Sicherung der Videodaten zu betreiben. Als Speichermedium sehr beliebt gelten Speicherkarten – sie sind erschwinglich und ihre Kapazitäten steigen kontinuierlich von Jahr zu Jahr. Für den Videoschnitt werden die Bilddaten von der Speicherkarte auf die Festplatte des Rechners übertragen – theoretisch sind die Videodaten damit doppelt gesichert. Ist damit nun alles erledigt? Nein!

Die Festplatte eines Computers ist im Grunde genommen nur ein Zwischenspeichermedium für die Daten, denn das System kann durch einen Computervirus lahmgelegt oder die Festplatte durch einen Defekt – beispielsweise Festplattencrash oder Überspannungsschaden durch Blitzschlag – nicht mehr ausgelesen werden. Aus diesem Grund ist die Sicherung der Daten in regelmäßigen Abständen auf einem externen Speichermedium angeraten. Bei der Bearbeitung von umfassenden Filmprojekten ist zudem eine tägliche Sicherung sinnvoll. Das mag sich durchaus nach Zeitverschwendung anhören, aber damit verliert man maximal den Arbeitszeitaufwand einer Sitzung und muss das Projekt nicht neu anlegen und von Anfang an beginnen.

Zur Datensicherung stehen dem Videofilmer verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Das Datenvolumen ist natürlich weitaus umfangreicher als in der Fotografie. Einige Speichermedien sind aufgrund ihrer Haltbarkeit für die Datensicherung ungeeignet. DVD und Blu-Ray Discs haben nicht nur eine geringe Speicherkapazität, sondern auch eine begrenzte Haltbarkeit. Auch wenn diese Scheiben deutlich länger als 10 Jahre in Gebrauch sein können, ist es absehbar, dass neue Aufzeichnungs- und Wiedergabemedien entwickelt werden, die diese Scheiben ersetzen werden. Erinnern wir uns an das Schicksal von Datasette, Floppydisk oder ZIP-Laufwerke, die lange Zeit den Markt dominierten und ebenfalls als zuverlässige und langjährige Speichermedien galten.

Externe Festplatten

Wenn es um die Sicherung der Videodaten geht ist es naheliegend, auf eine externe Festplatte zurück zu greifen. Diese Speichermedien lassen sich über eine Schnittstelle (USB, FireWire, eSATA), als Wechselplattenlaufwerk, per LAN-Kabel oder WLAN direkt mit dem Rechner verbinden. Da diese Festplatten nicht permanent mit dem Stromnetz verbunden sind, ist die Gefahr von einem Datenverlust durch Überspannung gering. Einen Computervirus kann man sich – je nach Art und Hartnäckigkeit des Schädlings – jedoch auch hier einfangen. Schlimmer noch, denn ein intaktes System kann durch infizierte Videodaten auf einer externen Festplatte ebenfalls verseucht werden. An der Haltbarkeit von externen Festplatten scheiden sich die Geister, da den rotierenden Scheiben im inneren dieser Geräte eine Lebenserwartung von fünf Jahren prognostiziert wird.

Eine 100prozentige Datensicherheit können externe Festplatten nicht gewähren, da sie beispielsweise auch einmal herunterfallen können und es dadurch zu einem Datenverlust kommen kann. Insbesondere im mobilen Einsatz sollte man Sorge dafür tragen, dass externe Festplatten in einem stoßfesten Gehäuse verwendet werden. Bei der Sicherung der Videodaten geht man derzeit am sichersten, wenn die Daten neben der Computerfestplatte auf einer externen Festplatte – besser sind natürlich zwei – gesichert und die Festplatten getrennt in unterschiedlichen Räumen aufbewahrt werden. Es empfiehlt sich, alle zwei bis spätestens drei Jahre die externe Festplatte zu ersetzen und die Daten auf einer neuen Festplatte zu sichern.

Externe SSD

Ein externes SSD (Solid State Drive) ist ein nichtflüchtiges Speichermedium, das Daten mittels Flashspeicher sichert. Die Bezeichnung „Drive“ ist ein wenig irreführend, da ein SSD über keine beweglichen Teile verfügt, als Pendant zur Festplatte (HDD = Hard Disc Drive) jedoch ebenfalls als Laufwerk bezeichnet wird. Ein externes SSD ist vergleichbar mit einem USB-Stick, wobei eine SSD ein Vielfaches der Datenmengesichern kann. Der Vorteil eines externen SSD liegt darin, dass die Anfälligkeit gegenüber Defekten durch Stürze und Stöße, wegen fehlender mechanischer Bauteile, wesentlich geringer ist als bei einer externen Festplatte. Auch ist der Datenzugriff bei einem SSD deutlich schneller. Der Nachteil von SSDgegenüber HDD liegt im wesentlich höheren Anschaffungspreis. Externes SSDs sind inzwischen bis 16 TB (Terrabyte = 16000 Gigabyte) erhältlich, was in Verbindung mit der höheren Defektsicherheit und dem schnelleren Datenzugriff aber durchaus ein entscheidendes Argument für die Speicherung von Videodaten darstellen kann.

Cloudspeicher

Anbieter von Cloudlösungen wachsen inzwischen fast schon wie Pilze aus dem Boden. Die Vernetzung der Welt schreitet weiter voran. Es gibt bereits Kameramodelle die über WLAN in regelmäßigen Abständen eine Datensicherung bei einem Cloudanbieter vornehmen können. Auch für Videodateien gibt es diese Möglichkeit. Aus unserer Sicht ist es gegenwärtig wenig praktikabel, eine Cloudlösung zu wählen, wenn große Mengen an Videodaten – beispielsweise in 4K – zu sichern sind. Für Videoschnipsel mag es sich lohnen, aber bei Großprojekten mit Datenmengen im Bereich von mehreren Hundert Gigabyte wird es schwierig. Ob über WLAN oder WiFi, der Upload mobiler Daten ist deutlich langsamer als der Download. In Abhängigkeit von der Umgebung – oder gar dem Land – in der man sich gerade befindet, ist das mobile Datennetz besser oder schlechter ausgebaut, was das Sichern von Videodateien in der Cloud durchaus zu einem Geduldsspiel machen kann.

Für den ambitionierten Videofilmer und semiprofessionellen Filmemacher spricht neben den verhältnismäßig hohen Kosten zur Einrichtung von videogerechtem Speichervolumen, vor allem die netzabhängige Zugriffsgeschwindigkeit deutlich gegen eine Cloudlösung. Sind die Daten einmal in der Cloud, muss sich der Nutzer zwar keine Gedanken mehr über die Datensicherung machen, weiß aber auch nicht mit Sicherheit, wie sorgsam und sicher diese für seine Videodaten betrieben wird.

Bei einer Cloud werden die Videodaten ebenfalls auf einem Server gespeichert. Ob dieser Server nun in Frankfurt, Glasgow, Santa Barbara oder Vancouver steht, hängt vom jeweiligen Anbieter ab. Wer mit einer Cloudlösung liebäugelt sollte hinterfragen, wie es um die Sicherheit und den Schutz der Daten bestellt ist. Natürlich sollte man die Nutzungsbestimmungen in vollem Umfang gelesen und verstanden haben sowie wissen, was mit den Videodaten passiert, wenn beispielsweise der Anbieter seinen Service einstellt. Sicherlich bietet der mobile Zugriff auf den Cloudspeicher ein ganz großen Vorteil – die aktuellen Leitungsgeschwindigkeiten aber auch das Datenvolumen stehen diesem derzeit noch entgegen.

Fazit:

Um eine möglichst sichere und effektive Archivierung der Videodaten vorzunehmen bietet sich in erster Linie ein externes SSD an. Jedoch spricht aus unserer Sicht auch nichts gegen eine Kombination aus Computerfestplatte, externer Festplatte und NAS-Lösung. Primär gilt es, den eigenen Bedarf zu ermitteln und daraus die beste Speicherlösung für den eigenen Bedarf zu entwickeln. Als Grundregel für die Sicherung der Videodaten sollte man sich ein regelmäßiges Intervall setzen – ob nun nach jedem Arbeitstag im Schnittraum oder am Ende eines Videoprojektes.

Videotipps 04 / 2016